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Das Projekt Kommune Inklusiv Schneverdingen endete am 30.06.2023, weswegen diese Projektwebsite seither nicht weiter aktualisiert wird. Die gute Nachricht: Die Arbeit für das Thema Teilhabe wird durch eine Kooperation mit der Stadt Schneverdingen und der Lebenshilfe Soltau e.V. weiter fortgeführt! Zu unseren neuen Kontaktdaten ►


Jugendworkshop - ein Projekt von Aktion Mensch und der KGS Schneverdingen

Anderssein ist doch normal!

Die KGS Schneverdingen hat einen eigenen Arbeitsplan. Darin hat sie für die kommenden Jahre für sie wichtige Themen priorisiert:

Öffnung nach Europa, Inklusion und Digitalisierung. Besonders im Bereich Inklusion sind einige europäische Nachbarn bereits viel weiter als wir. Die Teilnahme am Erasmus+ Programm ermöglicht es nun, auch hier Einblicke zu bekommen. Wie kann guter und gelingender Unterricht gestaltet werden? Wie wird genügend differenziert und trotzdem kooperativ zusammen gelernt?

Ein Jugendworkshop im Januar 2020 bietet dem kompletten Jahrgang 7 die Möglichkeit, neue Erkenntnisse zu gewinnen.

Offen, humorvoll und auf Augenhöhe mit den Jugendlichen wollen die praxiserprobten Jugendworkshops von Aktion Mensch Jugendliche zwischen 12-18 Jahren, die bisher wenig oder keine Berührungspunkte mit dem Thema Inklusion und Behinderung haben, an das Thema Inklusion heranführen.

Über den direkten Austausch mit dem jungen Moderatorinnen-Team erhalten die Teilnehmenden einen Einblick in das Leben und die Haltung von Menschen mit Behinderung. Sie bekommen Input zu inklusiven Themen und werden aktiv mit eigenen Fragen und Meinungen einbezogen.

Dabei werden Vorurteile entdeckt und abgebaut, denn niemand passt genau ein eine Schublade. Berürungsängste werden abgebaut und der eine oder andere Aha-Moment ensteht. Dabei werden eigene Verhaltens- und Denkmuster ganz nebenbei entdeckt und hinterfragt.

In den Workshops wird spielerisch Wissen abgefragt, es gibt ein paar interessante Videos und es entstehen authentische Gespräche.  Zur Vor- und Nachbereitung stehen Impulse und Materialien für pädagogische Fachkräfte zur Verfügung.

Themen des Workshops:

  • Wie erleben/erfahren junge Menschen das Leben mit Behinderung?
  • Umgang mit Menschen, die "anders" sind
  • Vorurteile, Anderssein und Vielfalt
  • Was ist Inklusion?
  • Barrieren und Barrierefreihei

Bei dem geplanten Workshop am 28.01. und 29.01.2020 können alle Schülerinnen und Schüler der 7. Klasse teilnehmen.

Dank der Förderung durch Aktion Mensch ► kann der gesamte Workshop kostenfrei durchgeführt werden!


Kleiner Blog vom ersten Workshop-Tag

28.01.2020, 8.30 Uhr: In meine alten Schule, der KGS Schneverdingen, bereiten Frau Bauermeister und ich einen sogenannten Peer-to-Peer Workshop von Aktion Mensch vor. Es geht darum, alle Schülerinnen und Schüler für das Thema Inklusion zu begeistern und das auf eine ganz einfache Weise: durch Begegnung!
Wir sind beide etwas aufgeregt. Vier Klassen der Stufe 7 sollen an diesem Morgen dabei sein, also um die Hundert junge Menschen, die - Pubertät sei Dank - vermutlich zur Zeit eher damit beschäftigt sind, die eigene „Rangordnung“ in der Gruppe festzulegen, als sich durch besonders emphatisches Verhalten auszuzeichnen. Werden sie sich alle gut benehmen und zuhören?
Um 8.45 Uhr treffen die beiden Referentinnen ein: Kübra, 29 Jahre alt, hat Glasknochen und sitzt im Rollstuhl. Clara, 24 Jahre alt, ist gehörlos. Beide arbeiten neben ihren eigentlichen Jobs bzw. dem Studium als Moderatorinnen für Aktion Mensch und machen durchschnittlich 3-4 Mal im Monat solche Kinder- und Jugendworkshops. Na gut, zwischen dem Durchschnittsalter der Zuhörerschaft von 14 Jahren und den beiden Moderatorinnen gibt es doch eine nicht unwesentliche Lücke von mindestens 10 Jahren, weswegen Peer-to-Peer Ansatz nicht ganz stimmt.
Aber die beiden kommen schnell auf die Ebene der Jugendlichen. Mit einer absoluten Leichtigkeit und Selbstverständlichkeit stellen sie sich gegenseitig mit einem kleinen Fragequiz vor, wobei Clara in Gebärdensprache kommuniziert und eine von zwei anwesenden Gebärdensprachdolmetscherinnen abwechselnd für sie dolmetscht. Das sieht für die meisten sehr ungewöhnlich aus und es herrscht Ruhe und Faszination im großen Raum. Wir erfahren einige private Details der beiden, wie sie leben, wie sie lernen und arbeiten.
Clara zeigt uns einige leichte Gebärden und wir lernen inklusiv zu klatschen und können uns nun mit Gebärden begrüßen und nach dem Wohlbefinden erkundigen.
Anschließend fragen Kübra und Clara nach Vorurteilen und stellen einige gezielte Fragen. Viele Schülerinnen und Schüler melden sich und berichten über eigene Erfahrungen mit Vorurteilen, Dinge die sie selbst erlebt und erlitten haben oder einfach nur beobachten konnten. Viele sind dabei sehr offen und mutig.
Ein Schmunzeln geht unter den anwesenden Lehrkräften herum, als eine Schülerin berichtet, dass sie immer gedacht habe, ein Schuldirektor müsse automatisch streng und böse sein. Dann habe sie Herrn Taghi-Khani beim Wochenende mit dem Musical Workshop ganz anders kennengelernt und freute sich, dass er gar nicht so sei. Ja, auch das ist Schubladendenken!
Mit Hilfe eines kleinen Films erfahren die Jugendlichen, was Inklusion bedeutet. Sie erfahren auch etwas über die UN Behindertenrechtskonvention und über vorhandene Barrieren. Kübra erzählt, einen Rollstuhl zu haben bedeute für sie Freiheit und Mobilität. Behindert werde sie durch äußere Umstände, nicht durch ihren Rolli.
Nach einer kurzen Pause geht es weiter mit einem Quiz. Teilweise können die beiden nun gebildeten Gruppen mit gerade frisch gelerntem Wissen glänzen, teilweise müssen sie schätzen. Eine Schülerin der „Verlierer-Gruppe“ muss in geschälte Zitrone essen. Das scheint ihr allerdings nicht schwerzufallen.
Zum Ende des Vormittags dürfen die Schülerinnen und Schüler nun alle Fragen stellen, die sie bewegen. Clara wird gefragt, ob sie im Traum Geräusche höre, worauf sie berichtet, dass sie stattdessen auch im Traum Menschen sähe, die gebärden.
Kübra wird gefragt, wie oft sie sich schon einen Knochen gebrochen habe. Sie erzählt, dass es mittlerweile um die 40 Brüche gewesen sein müssten. Irgendwann hätten sie und ihre Familie den Überblick verloren. Sie wird auch gefragt, ob es auch Vorteile habe, im Rollstuhl zu sitzen. Wenn Kübra z. B. ein Konzert oder ein Fußballspie besucht, kann sie kostenfrei eine Begleitperson mitnehmen. Das sei aber kein wirklicher Vorteil, eher ein Nachteilsausgleich.
Clara muss etwas länger überlegen, welchen Vorteil sie bei ihrer Behinderung sieht. Dann lächelt sie verschmitzt und lässt über die Dolmetscherin mitteilen: „Ich kann länger schlafen, auch wenn die Familie draußen laut ist.
Immer mehr Fragen kommen und spätestens jetzt wird deutlich, wie sinnvoll es ist, „auf Augenhöhe“ in Kontakt zu kommen. Die Kids haben keine Berührungsängste mehr, sie trauen sich, alles zu fragen, was ihnen wichtig ist und wissen nach diesem Vormittag sicher eine ganze Menge mehr über das Thema Behinderung.
Morgen kommen noch mal vier Klassen. Ich freue mich schon darauf und habe keine Angst mehr, dass die beiden jungen Damen sich mit ihrer sympathischen Art, Gehör verschaffen werden…

Herzliche Grüße, Ulrike Schloo

P.S.: Auch die Böhme-Zeitung hat einen tollen Artikel zum Workshop rausgebracht ►